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Leistenbruch: Ursachen, Diagnose, Therapie

von pelikanapo

Kennen Sie sie – eine Hernie? Eine Hernie ist ein Riss in den Schichten der Bauchwand. Die häufigste Hernie mit einem Anteil von 80 Prozent ist der Leistenbruch. Jeder vierte Mann erkrankt im Laufe seines Lebens an einem Leistenbruch, dagegen nur drei Prozent der Frauen. Aber woran erkennt man einen Leistenbruch, und wie wird er behandelt? Antworten finden Sie jetzt hier. 

Woran erkenne ich einen Leistenbruch?

Eine Beule im Bauch? Ein unbestimmtes Ziehen, Druck oder Schmerzen in der Leistengegend? Beim Husten, Heben, Pressen verstärken sich die Beschwerden? Dann kann es sich um einen Leistenbruch handeln, medizinisch Leistenhernie genannt. 

Wie entsteht eine Leistenhernie? 

Bei einem Leistenbruch brechen keine Knochen, sondern Gewebe wird durchstoßen: Schichten der Bauchwand dringen durch eine Lücke im Leistenkanal, sodass sich das Bauchfett sackartig nach vorne wölbt. Manchmal befinden sich in dem „Bruchsack“ auch Eingeweide, meist Teile des Darms. Jährlich erleiden etwa 250.000 Menschen in Deutschland einen Leistenbruch, meistens Männer.

Ein indirekter Leistenbruch

Mediziner unterscheiden zwischen einem indirekten und einem direkten Leistenbruch. Der indirekte Leistenbruch ist meist angeboren und betrifft häufig Jungen beziehungsweise junge Männer. Dabei tritt der „Bruchsack“ seitlich in den Leistenkanal ein – an einer Stelle, an der er sich nicht vollständig geschlossen hat – und schiebt sich dann oft durch den Kanal vor, sodass eine Beule seitlich vorne am Bauch zu sehen ist. 

Ursachen für einen direkten Leistenbruch

Die Ursache für einen direkten Leistenbruch liegt in einer Wandschwäche des Leistenkanals: Das Bauchgewebe drückt sich direkt durch die Wand nach vorne. Betroffen sind meist ältere Männer. „In beiden Fällen spielt eine schwache Bauchmuskulatur wie auch ein schwaches Bindegewebe eine Rolle“, sagt Thomas Ebel, Arzt beim AOK-Bundesverband in Berlin. Das bestätigt auch Dr. Wolfgang Reinpold vom Hamburger Hernien Centrum: Ursache Nummer 1 für alle Bauchwandbrüche wie den Leistenbruch ist eine angeborene Bindegewebsschwäche, sagt der Hernien-Experte. 

Oft ist zu lesen, dass starkes Übergewicht einen Leistenbruch begünstige. Das aber ist nach dem neuesten Stand der Wissenschaft nicht der Fall. Unklar ist, ob schweres Heben, Husten oder Pressen Leistenbrüche verursachen kann; allerdings können diese Belastungen eine bereits vorhandene Hernie vergrößern.

Ausstülpung im Bauch? Ab zur Untersuchung

Patienten, die eine Ausstülpung im Bauch bemerken, sollten sich auf jeden Fall untersuchen lassen. Wenn Bauchgewebe bis dorthin gelangt, kann sogar der Hodensack stark anschwellen. Ob es sich bei einer Beule im Unterbauch um einen Leistenbruch handelt, kann die Ärztin oder der Arzt in der Regel recht schnell feststellen: Wenn sich der Bruch in den Bauchraum zurückschieben lässt, ist die Diagnose klar. Auch wenn sich die Beschwerden beim Husten oder Pressen verstärken und im Liegen nachlassen, spricht das für einen Leistenbruch. Gegebenenfalls ist eine zusätzliche Ultraschalluntersuchung für die Diagnose hilfreich.

Leistenbruch wird nur im Notfall operiert

Wurde früher jeder Leistenbruch operiert, gilt das heute nicht mehr unbedingt: „Wenn der Patient keine Beschwerden hat, der Bruch nicht fortschreitet und das Risiko für Komplikationen gering ist, kann erst einmal abgewartet werden“, sagt AOK-Experte Ebel.

Achtung Notfall!

Meistens ist ein Leistenbruch nämlich ungefährlich – doch in seltenen Fällen kann es zu lebensbedrohlichen Komplikationen kommen. Dann nämlich, wenn im Bruchsack Teile von Eingeweiden eingeklemmt werden, zum Beispiel ein Stück Darm. In der Folge kann es zu einem Darmverschluss kommen, das vorgestülpte Gewebe absterben und eine lebensgefährliche Bauchfellentzündung verursachen. Deshalb muss eine eingeklemmte Leistenhernie innerhalb weniger Stunden operiert werden. Symptome sind plötzlich einsetzende heftige Schmerzen, Übelkeit und Erbrechen.

Bruchbänder sind veraltet

Grundsätzlich sollte der Patient bei einem Leistenbruch regelmäßig kontrollieren lassen, ob sich der Bruch vergrößert. Auch wenn der Patient sehr alt, schwach oder schwer erkrankt ist, kann auf eine Operation verzichtet werden. Nichtsdestotrotz ist die Operation des Leistenbruchs auch heute noch in den Industrieländern die häufigste allgemeinchirurgische Operation. Denn zur OP existiert darüber hinaus kaum eine Alternative. Bruchbänder, die man früher wie einen Gürtel um den Bauch gelegt hat, gelten als veraltet.

Vielfältige OP-Methoden

Für die Operation, bei der der Bruchsack zurück in den Bauch geschoben oder entfernt und die Lücke mit einer Naht verschlossen wird, gibt es eine Vielzahl von Methoden: Es wird offen operiert, also mit einem größeren Bauchschnitt, oder minimalinvasiv, also mit kleinen Schnitten, durch die dann eine Kamera und die OP-Instrumente geführt werden. Oft verstärkt der Chirurg die Bruchstelle mit einem Kunststoffnetz. Ob mit oder ohne Netz, offen oder endoskopisch, ambulant oder stationär: Die Art der OP hängt unter anderem vom Alter des Patienten, der Art und Größe des Bruchs, den körperlichen Anforderungen im Beruf oder den Wünschen des Patienten ab.

Nicht jedes OP-Team darf Leistenbruch operieren

Wie bei jeder OP, so gilt auch hier: Je erfahrener das Behandlungsteam ist, desto eher ist der Eingriff in der Regel erfolgreich. Die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) hat deshalb festgelegt, dass eine Einrichtung im Jahr mindestens 100 Leistenbruch-Operationen durchgeführt haben muss, damit sie für diesen Eingriff als qualifiziert gelten kann.

Sport mit Leistenbruch?

„Zwar sollten Patienten bei einem Leistenbruch auf extreme Sportarten mit besonderer Belastung der Bauchmuskeln verzichten und nicht unbedingt Gewichte stemmen. Gegen normales Fitnesstraining ist aber in der Regel nichts einzuwenden“, sagt Dr. Halil Dag, Oberarzt im Hamburger Hernien Centrum (hernie.de). Im Anschluss an eine Leistenbruch-OP ist leichte Bewegung nach sieben bis zehn Tagen möglich, mit voller Belastung kann etwa vier Wochen nach dem Eingriff wieder begonnen werden. „Ob Gewichtheben, Bodybuilding oder auch Yoga Extreme – rund sechs Wochen nach einer Hernien-Operation ist in der Regel alles wieder möglich, was Sie auch vorher konnten“, so Hernien-Experte Dag.

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