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Wandern macht glücklich

von pelikanapo

Herbstzeit ist Wanderzeit. Es ist nicht mehr so heiß wie im Sommer und die Natur zeigt sich in einer einzigartigen Farbenpracht. Aber grundsätzlich kann man in jeder Jahreszeit wandern, sogar im Winter. Und natürlich auch im Frühling, wie MEIN-TAG-Autorin Marzena Sicking aus eigener Erfahrung bestätigen kann. Lesen Sie ihren Erlebnisbericht von der Teilnahme am „Mammutmarsch München“.

Was ist ein Mammutmarsch?

Mein Mann ist schuld. Weil wegen eines Rückenleidens mein Traum von einer Marathonteilnahme in weite Ferne gerückt war, hatte er vorgeschlagen, ich solle an einem Mammutmarsch teilnehmen. Mammutmarsch – das sind organisierte Wanderungen über 30, 55 oder sogar 100 Kilometer, die in verschiedenen Regionen Deutschlands und Europas stattfinden. Mammutmärsche sind in. Mehrere tausend Menschen nehmen jeweils an den Märschen teil. Ich hatte vorher noch nie davon gehört. Aber der Name war mir sympathisch. Und wandern – war das nicht immer schon mein Ding?

Warum „Marsch“ und nicht „Wanderung“?

„Marsch ist ein Ausdruck für die extremen, die langen Wanderungen“, schreibt der Wanderexperte Manuel Andrack in einem seiner Wanderbücher (siehe unten im Artikel). Na, das passt doch. Auf der Internetseite www.mammutmarsch.de machte ich mich schlau über die nächste Möglichkeit, an einem dieser Märsche teilzunehmen.

Mammuts am Starnberger See

Und so stand ich an einem herrlichen Samstagmorgen im April bei strahlendem weißblauem Himmel und Sonnenschein an der Startlinie des Mammutmarschs München, der aber gar nicht in München, sondern in dem Städtchen Feldafing am Starnberger See begann und endete. Ich hatte mich – wir wollen es am Anfang ja nicht übertreiben – für die 30-Kilometer-Runde entschieden, die durch die wunderschöne Landschaft westlich des Starnberger Sees führte. Sechs bis acht Stunden, hatte mein Mann ausgerechnet, sollte ich für die Strecke brauchen – „Du musst ja nicht als Erste ins Ziel kommen“, hatte er geschmunzelt.

Wandern mit leichtem Gepäck

Ich war ein bisschen aufgeregt und gleichzeitig voller Vorfreude. Denn es war ein Abenteuer und ich hatte keine Ahnung, was mich erwartete. Zwar war ich schon häufiger gewandert, aber nicht annähernd eine Strecke von 30 Kilometern. Da es auf der Route immer wieder Verpflegungspunkte gab, reiste ich mit leichtem Gepäck. Eine Flasche Wasser, ein Butterbrot mit Käse, ein Riegel, das war‘s. Dazu Ersatzsocken, Sonnencreme, Pflaster für alle Fälle. Und natürlich mein Handy und eine Powerbank. Ich hatte mir vorher die Strecke von Komoot auf mein Handy geladen, aber das wäre gar nicht nötig gewesen, denn wie sich zeigen sollte, waren die Wege hervorragend markiert, so dass niemals Zweifel aufkamen, wo es langging.

Das Erlebnis, nicht das Ergebnis zählt

Zunächst ging es über einen Pfad durch einen Wald von Feldafing hinab zum Ufer des Starnberger Sees. Ein atemberaubendes Panorama empfing uns dort, der strahlend blaue See, die teilweise noch schneebedeckten Alpengipfel im Hintergrund … Es war überwältigend, ein Postkartenidyll, und kaum ein Wanderer konnte an dieser Szenerie vorbei gehen, ohne ein Foto oder ein Selfie zu machen – ich selbstverständlich auch nicht. Anschließend führte der Weg ein paar Kilometer am See entlang, bevor wir nach links abbogen und leicht ansteigend teils durch Wälder, teils durch Wiesenlandschaften ins Hinterland abbogen.

Begegnungen mit anderen glücklichen Wanderern

Die Stimmung unter den Wanderern war unglaublich gut und beschwingt, viele gingen zu zweit oder in kleineren Gruppen, aber auch, wie ich, als Solisten. Ich machte unterwegs einige neue Bekanntschaften, eine Frau zum Beispiel aus Norddeutschland, die mir erzählte, dass sie die Teilnahme an diesem Marsch geschenkt bekommen habe und sie zuerst überhaupt keine Lust dazu gehabt habe. Doch jetzt sei sie so glücklich und dankbar, an diesem schönen Frühlingstag ein „Teil der Herde“ zu sein.

Später kam ich mit einer Familie ins Gespräch, Mutter, Vater, zwei kleine Kinder. Sie hatten sich für eine Rast auf einer Bank am Wegrand niedergelassen und stärkten sich mit einer Brotzeit. Für die Kinder hatten sie einen Schiebewagen dabei, so dass sich die Kleinen jederzeit kutschieren lassen konnten, wenn sie müde wurden.

Ich lernte auch einige Hunde (und ihre Besitzer) kennen, denn Hunde sind bei den Mammutmärschen gern gesehene Teilnehmer. Natürlich müssen sie angeleint und sozial kompatibel sein.

Wander-Stopp im Biergarten

Ich merke gerade, dass ich schon viel mehr geschrieben habe, als die hier im Magazin zur Verfügung stehenden Zeilen zulassen. Dabei könnte ich noch so viel erzählen. Daher jetzt nur der Rest der Geschichte im Zeitraffer. Die Strecke war unglaublich abwechslungsreich und verlief die letzten Kilometer wieder am Ufer des Starnberger Sees entlang. Weil der Mammutmarsch kein Wettkampf ist, bei dem es um Zeiten und Platzierungen geht, hatten sich einige meiner Mitwanderer in einem der Biergärten niedergelassen und genossen Schweinebraten mit Klößen, ein Kaltgetränk, das schöne Wetter und die phantastische Aussicht.

Ein Tag für das Konto schöner Erinnerungen

Und dann war ich auch schon im Ziel. Gut, ich gebe es zu, die letzten Kilometer spürte ich meine Füße schon, aber insgesamt war ich selbst erstaunt, wie gut und flüssig ich die 30 Kilometer gehen konnte. Im Ziel wurde ich von meinem Mann in Empfang genommen und bekam eine Medaille und eine Urkunde. Und ein Radler, so nennt man hier in Bayern die Mischung aus Bier und Limo.

Mein Fazit: Es war ein herrlicher Tag!

Ja, es ist wirklich so: Wandern macht glücklich, besonders wenn alles so gut passt wie an diesem Samstag im April. Ich kann die Teilnahme an einem dieser Märsche – es gibt nicht nur den Mammutmarsch, sondern auch vergleichbare organisierte Wanderungen unter anderem Namen – nur jedem empfehlen, der einigermaßen in Form ist. Man braucht sich um nichts zu kümmern, wandert durch wunderschöne Landschaften, lernt nette und gut gelaunte Menschen kennen (wenn man will) und hat anschließend das gute Gefühl, etwas geschafft zu haben. Für mich jedenfalls war es nicht die letzte Teilnahme an einem Mammutmarsch. Ob ich bei mich beim nächsten Mal an die 55-Kilometer-Strecke herantrauen sollte …?

Manuel Andrack über das Wandern

Manuel Andrack (www.manuel-andrack.de), vielen Menschen bekannt als Redakteur und Sidekick des Entertainers Harald Schmidt in dessen gleichnamiger Fernsehshow, ist ein passionierter Wanderer und hat zahlreiche Artikel und Bücher über seine Wanderungen in aller Welt geschrieben. Hier einige Kostproben aus seinem Buch „Gesammelte Wanderabenteuer. Warum Wandern glücklich macht“.

Wandern ist gesund

„Wandern gilt (…) unter Sportmedizinern als der Gesundheitssport schlechthin. Herz, Kreislauf, Stoffwechsel und Atmung werden gestärkt. Wandern hat positive Effekte auf Immunsystem und Psyche. Und Wandern sorgt aus medizinischer Sicht für eine optimale Fettverbrennung. Wandern ist also unbedingt zu empfehlen und nicht verschreibungspflichtig.“

Wandern macht schlauer

„Das Wandern hilft nicht nur beim Kampf gegen die Fettzellen, sondern hat positive Effekte auch auf die grauen Zellen. Führende Stammzellen- und Hirnforscher Deutschlands bringen es auf den Punkt: Wandern macht schlauer. Vor allem Menschen, die genetisch – sagen wir mal – von der Natur etwas benachteiligt sind, können durch Wandern ihr Intelligenzpotenzial erheblich steigern.“

Wandern macht glücklich

„Wandern macht glücklich. Die Bewegung, die Luft, die Farben, Formen und Besonderheiten der Landschaft machen uns glücklich, versetzen uns in eine Art vorindustriellen Hormonrausch. Wir Wanderer haben einen ganz entscheidenden Vorteil im Vergleich zu unseren Vorfahren. Wir erleben Landschaft und Natur nicht als feindlich, müssen ihr nicht mühsam das tägliche Brot zum Leben abgewinnen. Nein, wir können in unserer Freizeit die frische Luft und die Aussichten genießen. Natur hat sich, um es etwas soziologischer zu formulieren, vom Produktivitätsmedium zum Freizeit- und damit Glücksmedium gewandelt. Der Wald ist ein Stimmungsheber, man wird konzentrierter, fitter im Kopf, ausgeglichener, unverkrampfter, frischer und Ängste werden einem genommen.“

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