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Warum Mitspielen nicht immer das Beste für das Kind ist

von pelikanapo

Die jungen Mütter und Väter heute haben ein ganz anderes Rollenbild als noch ihre eigenen Eltern oder Großeltern. Generell verbringen Mama und Papa heute mehr Zeit mit ihrem Kind als vor rund 50 Jahren. Mütter widmen den Kindern fast doppelt so viel Aufmerksamkeit wie 1965, schreibt die Zeitschrift „Psychologie heute“. Die Dauer der gemeinsam verbrachten Zeit stieg demnach von 54 auf 104 Minuten pro Tag.

Kinder brauchen ihr eigenes Territorium

Auch Väter bringen sich viel mehr in die Kinderbetreuung ein als die Generationen vor ihnen. Vor allem auf Spielplätzen der hippen Bezirke in Großstädten lässt sich das Engagement der Väter beobachten: Sie klettern mit auf jeden Turm, schaukeln mit ihren Kleinen um die Wette und rutschen jauchzend zwischen all den Kindern. Das wirkt erst einmal sehr idyllisch, ist aber nicht immer das Beste für das Kind. Denn: Kinder brauchen auch ihr eigenes Territorium und die Gelegenheit, sich selbst auszuprobieren.

Bitte nicht stören!

Kreativität, Geduld und Selbständigkeit werden gestärkt, wenn Kinder auch mal ganz ohne Ideen, Impulse und Einfluss von außen spielen können. Auch wenn es manchmal schwerfallen mag, achten Sie als Eltern darauf, wann es Zeit ist, sich zurückzuziehen und Ihrem Kind die Chance zu geben, sich allein zu beschäftigen. Unterbrechen Sie Ihr Kind auch möglichst nicht, wenn es in sein Spiel vertieft ist, und halten Sie sich mit Vorschlägen etwas zurück – das hilft Ihrem Kind, selbst geniale Ideen zu entwickeln.

Ein Kind benötigt Zeit zum Entdecken

Ein Überangebot an Spielzeug ist ebenfalls nicht hilfreich. „Die ersten drei Lebensjahre sind das Alter, in dem Kinder so viel und so schnell lernen wie sonst nur sehr selten im Leben“, sagt die Pädagogin Margit Franz auf der Internetseite leben-und-erziehen.de. „Säuglinge und Kleinkinder sind aktive Forscher und Entdecker. Sie sind neugierig und interessiert. Hierfür brauchen Kinder keine besonderen Programme und Beschäftigungen. Sie brauchen vor allem ausreichend Zeit, Ruhe, Gelassenheit und eine Umgebung, in der sie die Dinge des Lebens in ihrem häuslichen Umfeld entdecken und erforschen können: einen scheppernden Topfdeckel, eine leere und interessant duftende Cremedose, eine raschelnde Zeitung.“

Nur Mut! Zutrauen stärkt das Kind

„Mama, du musst mir helfen, ich komme da noch nicht dran!“ Na klar gibt es auf jedem Spielplatz etwas für die Größeren. Aber eben auch genug für die Kleineren. Wenn Ihr Kind etwas noch nicht allein schafft, müssen Sie ihm nicht jedes Mal helfen. Es darf sich auch erst einmal auf das beschränken, was es schon kann. Kinder können ihre eigenen Fähigkeiten selbst meist erstaunlich gut einschätzen. Wo Ihr Kind allein rauf kommt, kommt es in der Regel auch allein wieder runter. Und ist danach umso stolzer auf sich, als wenn es Hilfe brauchte. Natürlich gibt es Ausnahmen. Ist das Kind noch sehr jung, schüchtern oder ängstlich, braucht es etwas mehr Schutz und Sicherheit von den Eltern.

Ein fester Punkt

Wichtig: Ein Kind allein spielen zu lassen, bedeutet nicht das Gleiche, wie es allein zu lassen. Bleiben Sie bei jüngeren Kindern immer in Sicht und Hörweite des Kindes, vor allem auf einem öffentlichen Spielplatz. Am besten haben Eltern einen festen Platz, an dem das Kind sie immer wieder finden kann. Suchen Sie sich also zum Beispiel eine schöne Bank und bleiben Sie dort. Beobachten Sie vor allem in der ersten Zeit Ihr Kind noch aufmerksam. Es gibt ihm Sicherheit, wenn es jederzeit Augenkontakt zu Ihnen herstellen kann. Mit der Zeit wird das Kind sich wahrscheinlich immer sicherer fühlen und sich mehr in sein Spiel vertiefen.

Kommunikation ist das Schlüsselwort

Ebenfalls wichtig: Ihr Kind muss sich darauf verlassen können, Sie immer dort zu finden. Möchten Sie kurz woanders hin, sich zum Beispiel einen Kaffee holen, kommunizieren Sie unbedingt mit Ihrem Kind, wo Sie hingehen und wann Sie zurück sein werden. Geben Sie Ihrem Kind auch die Option, Sie zu begleiten. Mama und Papa sitzen gemeinsam am Spielplatzrand? Wunderbar, dann lassen Sie das Handy in der Tasche und nutzen Sie die Zeit, um sich miteinander zu unterhalten.

Darum tut Langeweile so gut

„Papa …“
„Hm.“
„Papa…?“
„Ja, gleich …“
„Papa!“
„Gleich, habe ich gesagt.“
„Papaaaaaaaa!!!!!!!“
„Herrgott, was ist denn …?“
„Mir ist sooooo langweilig.“
„Dann spiel doch was.“
„Ich weiß aber nicht, was.“

Glücklich durch Frust

Wenn Sie Mutter, Vater oder Großeltern sind, kennen Sie das ganz sicher. Das Kind nörgelt und quengelt und ihm fällt einfach nichts ein. Müssen Sie sich immer etwas einfallen lassen? Bloß nicht! Denn Langeweile ist wichtig für die Entwicklung des Kindes, „weil Kinder aus der Langeweile heraus kreativ werden und lernen können, ihre Umwelt mitzugestalten“, sagt Psychologe Rüdiger Maas. Er ist Leiter des Instituts für Generationenforschung in Augsburg und Autor des Buches „Glücklich durch Frust“. „Eigentlich müssen Eltern nur mal fünf bis zehn Minuten innehalten, das Kind findet meist eine Möglichkeit, die Langeweile selbst zu stemmen. Oft verstärkt es sogar die Unzufriedenheit des Kindes noch, wenn Eltern stattdessen Vorschläge machen oder aktiv werden.“

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